Renaissance der Nachtzüge.

Meine erste Fahrt im Liegewagen fand auf der Maturareise im Juni 1970 von Basel nach Amsterdam statt. Seither habe ich ungezählte Nächte in Zügen in Europa, Afrika und Nordamerika verbracht.

 

Während rund zehn Jahren betreute ich die Medienarbeit für die CityNightLine Schweiz AG, Zürich. Dazu gehörte die Markteinführung der neuen Verbindungen von Zürich nach Amsterdam, Zürich-Dresden-Prag und Basel-Kopenhagen sowie die saisonalen Wochenend-Verlängerungen des CNL Berliner an die Ostsee im Sommer und der CNL Komet aus Hamburg und CNL Pegasus aus Amsterdam im Winter nach Brig und Chur.

 

Das Engagement der ÖBB für den Weiterbestand des Nachtzugreiseverkehrs mit den Nightjets und durch die Reaktivierung der ehemaligen CNL-Verbindungen aus der Schweiz nach Hamburg und Berlin waren Ansporn für die Bahnjournalisten Schweiz, im November 2019 einen Informationsanlass unter dem Titel "Renaissance der Nachtzüge - Hype oder Nachhaltigkeit?" zu planen und mir die Organisation und Durchführung zu übertragen.


Der NighTrain

 

Kaspar P. Woker, Muri BE, 8. Dezember 2020

 

Umweltanliegen führen zum Wiederaufleben der Nachtzüge. Älteres Rollmaterial wird renoviert und neues bestellt. Aber dabei fehlt es an Innovationen zur Anpassung an die heutigen Reisebedürfnisse. Der Nachtzug der Zukunft braucht zudem ein neues Image: Er muss mehr bieten als die nächtliche Beförderung zu Tiefpreisen. Der Relaunch des Nachtzugs führt über das genussvolle Reiseerlebnis.

 

Lesen Sie hier den vollständigen Beitrag.

 


März 2021

 

Die Themen im Info Forum der Pro Bahn Schweiz 1/2021 zum Schwerpunkt Nachtzüge sind:

  • Erwachtses Bewusstsein für Nachtzüge
  • Interview "Über Nacht reisen: Von Zürich nach Barcelona im Jahr 2024" mit Armin Weber, Leiter SBB Internationaler Personenverkehr und Werner Ebert, SBB Marktmanagement International
  • Ambitionierte Pläne - tiefdümpelndes Ticketing
  • Nachtzug Europa: Die Neuerungen 2021


1. März 2021: "Nachtzug lohnt sich mit Güterwagen" titel RailBUSINESS und stellt die Verbindung Frankfurt-Barcelona mit einer gemischten Personen- und Güterwagenverbindung vor. Ein erstes derartiges Angebot fuhren die NS und DB Cargo/Railion in den Jahren 2000 und 2001 zwischen Amsterdam und Mailand.


23. Februar 2021: Präsentation der neuen ÖBB Nightjets in Wien: Medienmeldung.


15. Februar 2021: Der Autoreisezug Lörrach - Hamburg führt Freitagabends vom 2. Juli - 13. August 2021 eine Wagengruppe bis nach dem Ostseebad Binz auf der Insel Rügen. Rückfahrt ist am Sonntagabend. Einzelheiten dazu auf der Webseite des Urlaubs-Express.


Frankreich und Deutschland: Worten folgen Taten




31. Januar 2021

 

Der Hotel-Zug von Renfe wartet am Rande des Verschwindens auf seine Wiedererweckung, aber ohne Datum.

 

 

Übersetzte Kurzfassung eines Artikels von Sandra Tobar aus der Zeitung "El Español"

 

 

Der Tren-Hotel-Talgo aus Granada ist in Barcelona Sants eingetroffen (Foto: Kaspar P. Woker).

 

Nach dem Lockdown auf Grund der Pandemie hat Renfe alle Verbindungen wieder hochgefahren mit Ausnahme der Hotel-Züge. Es gibt kein konkretes Datum wegen der angeblich tiefen Nachfrage und fehlender Rentabilität. Seit längerer Zeit gehen die Vermutungen alle in die gleiche Richtung: Hotel-Züge sollen verschwinden. Dies obschon Renfe noch im Frühling eine nachfrageorientierte Wiedereinführung aller suspendierten Verbindungen versprochen hatte. Das sind primär die Angebote der S-Bahnen. Auch die AVE-Verbindungen sind erst zur Hälfte reaktiviert.Es bleibt dabei, speziell die Angebote durch das «leere Spanien», bleiben eingestellt. Dazu gehören auch die angeblich nachfrageschwachen Nachtzüge. Vor der Pandemie verkehrten noch vier Verbindungen, teils mit Flügelzügen: Galicien – Madrid und Galicien – Burgos – Barcelona sowie Lissabon – Madrid und Irún. Dabei verband Renfe mit dem Tren-Hotel-Talgo die Annehmlichkeiten eines Hotels mit den Vorteilen des Zuges, kurzum die Nacht für die Reise zu nutzen. Im Angebot standen Kabinen mit Betten, Couchettes oder Liegesitzen, zusätzlich eine Cafeteria oder sogar die Restauration. Diese Formel war in Spanien sehr geschätzt bis die Fluggesellschaften mit Billigpreisen operierten. Genau so wie Nachtfahrten im Fernbus, weniger bequem aber billiger, haben den Nachtzug verdrängt.

 

Der Abstieg begann 2013 mit dem Ende der Nachtverbindungen von Barcelona nach Zürich und Mailand sowie von Madrid und Barcelona nach Paris. Damit entfielen zwei Drittel der offerierten Schlafwagenplätze und die Sanierung der Nacht­zugkonten nahm ihren Anfang. Jetzt ist der Hotel-Zug in Spanien am Verschwinden, während Regierungen und Bahngesellschaften aus ökologischen Überlegungen neue Angebote in ganz Europa propagieren.

 

 

Kommentar des Übersetzers Kaspar P. Woker:
Die Tren-Hoteles der Renfe mit fixen Kompositionen aus Talgo-Wagen gehörten zum Besten auf nächtlichen Schienen Europas. Unvergesslich bleiben der Service zum Nachtessen bis Mitternacht, die Kabinen mit Dusche und Toilettenset sowie die unermüdlichen Crew-Mitglieder. Besonders auf Langstrecken wie Granada – Barcelona, Algeciras – Madrid oder La Coruña – Barcelona wäre die Nachfrage ganzjährig da, was Kommentare in Bahnforen belegen. Jede Nachtverbindung wurde unmittelbar in dem Moment eingestellt als eine entsprechende HGV-Linie eröffnet wurde Dies nach dem Motto, lieber schnell bis nach Madrid und dort Umsteigen – oft inklusive Bahnhofwechsel als direkt über Nacht. Die älteren Talgo-Kompositionen rosten nun vor sich hin und die noch nicht 20jährigen Talgo 7 Schlafwagen werden zu Sitzwagen umgebaut, um mit neuen Triebköpfen versehen, zu weiteren AVE-Triebzügen zu avancieren. Dabei hätten sich diese umspurbaren und für 300 km/h zugelassenen Talgo-Kompositionen bestens für ein Nachtzugkonzept ab Spanien nach Paris – Brüssel, Lyon – Frankfurt, Genf – Zürich oder Marseille – Mailand sowie im Durchlauf bis zu den Tourismusdestinationen von Malaga, Sevilla, Alicante geeignet. Schade.  

 

 


05.01.2021: Die IGöV Bern - Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr - hat Vorschläge zur Verbesserung der internationalen Zugverbindungen ab Bern veröffentlicht: "Das Anliegen einer Verbesserung der internationalen Zugsverbindungen, insbesondere durch Nachtzüge, wird seit langem vorgebracht. Der Verein «umverkehR», unterstützt von anderen Umweltorganisationen, setzt sich seit langem für die Stärkung des europäischen Nachtzugnetzes ein. In den Kantonsparlamenten von Bern und Freiburg sind 2019 Vorstösse überwiesen worden, welche die Wiederaufnahme von Nachtverbindungen ab Bern, bzw. den Halt von solchen Verbindungen in Freiburg fordern. Der Grosse Rat des Kantons Bern beauftragte den Regierungsrat, das Gespräch mit den Bahnen zu suchen und sich für dieses Ziel einzusetzen." Link zum Bericht.


08.12.2020

Virtuelle Medienkonferenz der Verkehrsminister und Bahnchefs von Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz zu den Absichten im internationalen Nachtzureiseverkehrs.

 Medienmitteilung des Bundesamts für Verkehr BAV:

"Verkehrsminister vereinbaren stärkere Förderung von Fern- und Nachtzügen".

Medienmitteilung der vier Partnerbahnen: "Gemeinsam für Europa: Neue Linien im Nachtzugverkehr".



September 2020: Jahrbuch des Schweizer Verkehrs, "Renaissance der Nachtzüge - Hype oder Nachhaltigkeit", eine Übersicht der Entwicklungen seit Beginn der EuroNight-Züge über die CityNightline bis zum Nightjet sowie eine Standortbestimmung der Trends in Grossbritannien und Skandinavien.



11.11.2019, Zürich

Informationsanlass "Renaissance des Nachtzugs - Hype oder Nachaltigkeit?"

 

Link zu Programm, Refernten und Medienecho.



Reisereportage: Der Coast Starlight von Amtrak verkehrt jede Nacht zwischen Seattle und Los Angeles.


Im Februar 1983 fuhr ich über Nacht mit der Ugandabahn von Nairobi nach Mombasa. Die abenteuerliche Fahrt beschrieb ich in einem Artikel auf der Reiseseite der Neuen Zürcher Zeitung. Der damalige Komfort erinnerte an koloniale Zeiten. Der letzte "Lunatic Express"-Nachtzug verkehrte am 28. April 2017.

Heute fahren auf der Meterspurlinie noch zwei Personenzüge pro Tag. Auf der neuen, parallelen durch die Chinesen gebauten und von ihnen zur Zeit auch betriebenen Normalspurstrecke pendelt - Corona-bedingt - nur ein Tageszugpaar.

Link zum NZZ-Artikel